Wie gren­ze ich EVB-IT Ver­trags­ty­pen von­ein­an­der ab? EVB-IT Sys­tem vs EVB-IT Sys­tem­lie­fe­rung vs EVB-IT Erstel­lung

EVB-IT Sys­tem vs. EVB-IT Sys­tem­lie­fe­rung

Der EVB-IT Sys­tem und EVB-IT Sys­tem­lie­fe­rung sind sich nicht nur begriff­lich sehr ähn­lich. Umso wich­ti­ger ist es, die Unter­schie­de zu ken­nen und zu wis­sen, wann bes­ser der eine oder der ande­re Ver­trag zum Ein­satz kommt. Hier geben wir Ihnen einen Über­blick über die für die Abgren­zung wesent­li­chen Punk­te.

Zunächst vor­ne­weg: Die EVB-IT Sys­tem­lie­fe­rung haben kauf­ver­trags­ähn­li­che Leis­tun­gen zum Gegen­stand, wäh­rend die EVB-IT Sys­tem ihrer­seits werk­ver­trag­li­che Leis­tun­gen betref­fen. Maß­geb­lich für die Unter­schei­dung ist der Ver­trags­ge­gen­stand:

Bei einem Kauf von bereits fer­ti­gen IT-Sys­te­men aus einer oder meh­re­ren Sys­tem­kom­po­nen­ten (Stan­dard­soft­ware und/oder Hard­ware), sind die EVB-IT Sys­tem­lie­fe­run­gen das pas­sen­de Regel­werk. Im sel­ben Ver­trag kön­nen auch wei­te­re Leis­tun­gen wie Schu­lun­gen und Sys­tem­ser­vice ver­ein­bart wer­den, soweit die­se Leis­tun­gen nicht den Schwer­punkt bil­den. Der Ver­trag ist ins­ge­samt ein Kauf­ver­trag nach §§ 433 ff. BGB.

Bei den EVB-IT Sys­tem liegt der Schwer­punkt auf der Erbrin­gung werk­ver­trag­li­cher Leis­tun­gen durch den Auf­trag­neh­mer. Die­ser Ver­trags­typ ist für die Erstel­lung kom­ple­xer IT-Sys­te­me bestimmt und bie­tet eine ver­trag­li­che Grund­la­ge für die Beschaf­fung unter­schied­li­cher Leis­tun­gen in einem ein­heit­li­chen Pro­jekt durch einen Auf­trag­neh­mer. Den EVB-IT Sys­tem liegt der Gedan­ke des „schlüs­sel­fer­ti­gen Bau­ens“ zu Grun­de, d. h. die ver­ein­bar­ten Leis­tun­gen wer­den in ihrer Gesamt­heit, also als ein IT-Gesamt­sys­tem, dem Auf­trag­ge­ber abnah­me­be­reit zur Ver­fü­gung gestellt.

Soll eine Stan­dard­soft­ware hin­ge­gen ange­passt wer­den, soll­ten Sie an den EVB-IT Erstel­lungs­ver­trag den­ken. Die­ser liegt gewis­ser­ma­ßen – betref­fend die Anpas­sungs­leis­tun­gen − zwi­schen den EVB-IT Sys­tem­lie­fe­rung und EVB-IT Sys­tem.

EVB IT Sys­tem vs. EVB-IT Erstel­lung

Die Abgren­zung der EVB-IT Erstel­lung zu den EVB-IT Sys­tem kann im Ein­zel­fall Pro­ble­me berei­ten, weil bei­de Mus­ter­ver­trä­ge die Lie­fe­rung und Anpas­sung von Soft­ware betref­fen. Wenn Sie sich fra­gen, an wel­chen Merk­ma­len die bei­den Ver­trä­ge von­ein­an­der zu unter­schei­den sind und wie Sie den pas­sen­den Ver­trag für Ihr Pro­jekt fin­den, geben wir Ihnen hier einen Über­blick über die wich­tigs­ten Kri­te­ri­en:

Ent­schei­dend ist, ob der Leis­tungs­schwer­punkt in der rei­nen Erstel­lung oder Anpas­sung von Soft­ware (dann EVB-IT Erstel­lung) liegt, oder ob die Erstel­lung eines IT-Gesamt­sys­tems aus einer oder meh­re­ren Sys­tem­kom­po­nen­ten (Stan­dard­soft­ware und/oder Hard­ware, ggf. Indi­vi­du­al­soft­ware) ein­schließ­lich wei­te­rer Leis­tun­gen zur Her­bei­füh­rung der Betriebs­be­reit­schaft geschul­det ist (dann EVB-IT Sys­tem).

Die EVB-IT Erstel­lung bezie­hen sich auf die Erstel­lung von Indi­vi­du­al­soft­ware sowie die Anpas­sung von Stan­dard­soft­ware. Gegen­über den EVB-IT Sys­tem bie­ten die EVB-IT Erstel­lung den Vor­teil, dass sie nur soft­ware­be­zo­ge­ne Leis­tun­gen behan­deln und dadurch im Ver­gleich zu den deut­lich umfang­rei­che­ren EVB-IT Sys­tem ein schlan­ke­res Ver­trags­ge­rüst bil­den. Sie eig­nen sich damit für klas­si­sche Soft­ware-Ent­wick­lungs­pro­jek­te. Anwend­bar ist für bei­de Ver­trä­ge regel­mä­ßig das Werk­ver­trags­recht.

Auf­grund der the­ma­ti­schen Über­schnei­dung und der recht­li­chen Ver­gleich­bar­keit kann die Wahl für einen der Ver­trä­ge schwer fal­len. Letzt­lich kommt es immer auf den kon­kre­ten Ein­zel­fall an, wel­ches Ver­trags­ge­rüst bes­ser geeig­net ist. Ger­ne unter­stüt­zen wir Sie bei der Aus­wahl­ent­schei­dung – zögern Sie nicht, uns zu kon­tak­tie­ren.

*Die­ser Rechts­tipp ersetzt kei­nen anwalt­li­chen Rat im Ein­zel­fall. Er ist natur­ge­mäß unvoll­stän­dig, auch ist er nicht auf Ihren Fall bezo­gen und stellt zudem eine Moment­auf­nah­me dar, da sich gesetz­li­che Grund­la­gen und Recht­spre­chung im Lauf der Zeit ändern. Er kann und will nicht alle denk­ba­ren Kon­stel­la­tio­nen abde­cken, dient Unter­hal­tungs- und Erst­ori­en­tie­rungs­zwe­cken und soll Sie zur früh­zei­ti­gen Abklä­rung von Rechts­fra­gen moti­vie­ren, nicht aber davon abhal­ten.

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