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VOB/A‑Verstoß führt zum Zuwen­dungs­wi­der­ruf!  

Unser Fach­an­walt für Ver­ga­be­recht und Part­ner Dani­el Hoh­mann hat sich am 25. April 2025 in einem aban­te live zum Ver­ga­be­recht mit dem Urteil des Ver­wal­tungs­ge­rich­tes (VG) Mag­de­burg vom 9. Juli 2024 (Az.: 3 A 159/22) befasst. 

Das VG hat­te einen auf­se­hen­er­re­gen­den Fall im Ver­ga­be- und Zuwen­dungs­recht ent­schie­den: Ein kom­mu­na­ler Schul­trä­ger klag­te gegen die teil­wei­se Rück­nah­me von För­der­mit­teln durch eine Lan­des­bank. Hin­ter­grund waren ver­ga­be­recht­li­che Ver­stö­ße im Rah­men einer ener­ge­ti­schen Sanie­rung – mit Fol­gen. 

Hier gelan­gen Sie zum Video der Bespre­chung die­ser Ent­schei­dung:

Der Fall: För­de­rung, Ver­ga­be­ver­stö­ße und Teil­wi­der­ruf

Die Klä­ge­rin, Trä­ge­rin einer Gemein­schafts­schu­le, hat­te För­der­mit­tel in Höhe von über 2,28 Mil­lio­nen Euro aus dem Lan­des­pro­gramm STARK III ELER für die ener­ge­ti­sche Sanie­rung ihrer Schu­le bean­tragt und bewil­ligt bekom­men. Die Zuwen­dungs­ge­be­rin, eine Lan­des­bank, knüpf­te die Bewil­li­gung an die Ein­hal­tung der ver­ga­be­recht­li­chen Vor­ga­ben nach Num­mer 3 der All­ge­mei­nen Neben­be­stim­mun­gen für Zuwen­dun­gen zur Pro­jekt­för­de­rung an kom­mu­na­le Gebiets­kör­per­schaf­ten (ANBest-GK). Im Zuge einer Prü­fung stell­te die Lan­des­bank meh­re­re for­ma­le Feh­ler in den Ver­ga­be­un­ter­la­gen fest und kürz­te dar­auf­hin die För­der­mit­tel um rund 141.000 Euro. Der Schul­trä­ger erhob dage­gen Kla­ge – ohne Erfolg. 

Die Lan­des­bank sah in fol­gen­den drei Punk­ten erheb­li­che Ver­stö­ße gegen das Ver­ga­be­recht: 

  1. Unvoll­stän­di­ge Umsatz­an­ga­ben: In vier Losen wur­den ver­al­te­te Jah­res­um­sät­ze (2013–2015) statt der gefor­der­ten aktu­el­len Zah­len (2014–2016) ange­ge­ben. Nach Ansicht des Gerichts war dies ein kla­rer Ver­stoß gegen § 6a Abs. 2 Nr. 1 VOB/A. 
  1. Abge­lau­fe­ne Unbe­denk­lich­keits­be­schei­ni­gung: In einem wei­te­ren Los war die BG-Bau-Beschei­ni­gung abge­lau­fen. Eine Nach­rei­chung sei nicht zuläs­sig gewe­sen, da es sich nicht um eine offen­ba­re Unrich­tig­keit, son­dern einen ech­ten Form­feh­ler han­del­te. 
  1. Unvoll­stän­di­ge ILO-Erklä­rung: Ein Bie­ter hat­te es ver­säumt, in der Eigen­erklä­rung zur Ein­hal­tung der ILO-Kern­ar­beits­norm das erfor­der­li­che Kreuz zu set­zen. Obwohl dies das ein­zi­ge Ange­bot war, bestä­tig­te das Gericht den dar­aus fol­gen­den zwin­gen­den Aus­schluss. 

Die Klä­ge­rin mach­te unter ande­rem gel­tend, dass die ANBest-GK auf­grund der Auf­he­bung der frü­he­ren Gemein­de­haus­halts­ver­ord­nung im Jahr 2006 nicht mehr als wirk­sa­me Neben­be­stim­mung hät­ten ein­be­zo­gen wer­den dür­fen. Außer­dem habe es sich bei den Ver­stö­ßen um for­ma­le Klei­nig­kei­ten gehan­delt, die kei­nen Aus­schluss recht­fer­tig­ten. 

Die Ent­schei­dung: Recht­mä­ßig­keit des Wider­rufs  

Das VG Mag­de­burg wies die­se Argu­men­ta­ti­on zurück: Die Neben­be­stim­mun­gen sei­en durch den Zuwen­dungs­be­scheid wirk­sam ein­be­zo­gen wor­den. Auch feh­ler­haf­te oder unvoll­stän­di­ge Anga­ben in Ver­ga­be­un­ter­la­gen sei­en nicht als blo­ße Baga­tel­len zu wer­ten, wenn sie objek­tiv zum Aus­schluss hät­ten füh­ren müs­sen. Das Gericht ent­schied klar zuguns­ten der Beklag­ten. Der Schul­trä­ger habe mehr­fach gegen zen­tra­le Ver­ga­be­vor­ga­ben ver­sto­ßen, die durch die ANBest-GK ver­pflich­tend ein­zu­hal­ten gewe­sen sei­en.

Die Beklag­te habe ihr Ermes­sen beim Teil­wi­der­ruf der För­der­mit­tel kor­rekt aus­ge­übt. Ins­be­son­de­re sei der Grund­satz des inten­dier­ten Ermes­sens zu beach­ten, der bei Miss­ach­tung haus­halts­recht­li­cher Vor­ga­ben grund­sätz­lich für eine Rück­for­de­rung spre­che. Auch das Argu­ment des Klä­gers, es habe sich jeweils nur um klei­ne­re Nach­läs­sig­kei­ten oder um spe­ku­la­ti­ve Unrich­tig­kei­ten gehan­delt, über­zeug­te das Gericht nicht. Es hob her­vor, dass das Ver­ga­be­recht auf Trans­pa­renz und Gleich­be­hand­lung zie­le – auch ver­meint­lich klei­ne Feh­ler kön­nen dabei schwer wie­gen. 

Das Fazit: Ver­stö­ße gegen Ver­ga­be­be­stim­mun­gen sind ernst 

Die Ent­schei­dung zeigt deut­lich, wie ernst Gerich­te Ver­stö­ße gegen Ver­ga­be­be­stim­mun­gen neh­men – selbst dann, wenn der betrof­fe­ne Zuwen­dungs­emp­fän­ger öffent­lich-recht­li­cher Natur ist. Wer För­der­mit­tel erhält, muss die damit ver­bun­de­nen Bedin­gun­gen prä­zi­se und voll­stän­dig erfül­len. Das VG Mag­de­burg setzt hier ein kla­res Zei­chen zuguns­ten rechts­kon­for­mer und fai­rer Ver­ga­be­ver­fah­ren. Für öffent­li­che Auf­trag­ge­ber ergibt sich dar­aus ein deut­li­cher Hand­lungs­auf­trag: Die Ein­hal­tung ver­ga­be­recht­li­cher Vor­ga­ben darf nicht ver­nach­läs­sigt wer­den – auch nicht in schein­bar neben­säch­li­chen Punk­ten wie Umsatz­an­ga­ben oder Form­blät­tern. Andern­falls droht neben einem För­der­mit­tel­ver­lust auch ein Image­scha­den. 

Wei­te­re Ein­bli­cke und detail­lier­te Erläu­te­run­gen zu diver­sen Ent­schei­dun­gen fin­den Sie in unse­ren ande­ren Vide­os auf dem You­Tube-Kanal aban­te Rechts­an­wäl­te. Schau­en Sie sehr gern vor­bei!

Hin­weis: Die­ser Rechts­tipp ersetzt kei­nen anwalt­li­chen Rat im Ein­zel­fall. Er ist natur­ge­mäß unvoll­stän­dig, auch ist er nicht auf Ihren Fall bezo­gen und stellt zudem eine Moment­auf­nah­me dar, da sich gesetz­li­che Grund­la­gen und Recht­spre­chung im Lauf der Zeit ändern. Er kann und will nicht alle denk­ba­ren Kon­stel­la­tio­nen abde­cken, dient Unter­hal­tungs- und Erst­ori­en­tie­rungs­zwe­cken und soll Sie zur früh­zei­ti­gen Abklä­rung von Rechts­fra­gen moti­vie­ren, nicht aber davon abhal­ten. aban­te Rechts­an­wäl­te war nicht am Ver­fah­ren betei­ligt und hat kei­ne Par­tei im Streit­ver­fah­ren ver­tre­ten.

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